Pfarrer Konrad Trageser (1884 – 1942)

Konrad Trageser wurde am 18.05.1884 in Altenmittlau in Freigericht geboren. Trageser studierte Theologie in Frankfurt am Main. Dort wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindnung K.D.St.V. Hasso-Nassovia im CV. Er wurde am 25.07.1910 im Dom zu Fulda zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Sannerz, Frankfurt-Bockenheim, Poppenhausen und Flieden, sodann Pfarrkurat in Magdlos und ab 01. Juli 1930 als Pfarrer in Marbach tätig.

Am 26. Juli 1941 hielt Trageser in seiner Filialkirche in Rückers zum St. Anna-Fest eine Festtagspredigt. Darin ermahnt er die Mütter, für das Seelenheil ihrer Kinder Sorge zu tragen, auch für die Söhne an der Front: Die Mütter möchten bedenken, führte er aus: "Wichtiger als Orden und Ehrenzeichen ist die Erhaltung des Seelenadels. Der Besitz der Gnade Gottes ist ein noch köstlicherer Besitz, als der Besitz des Ritterkreuzes".

Diese Äußerung, sowie die „Verächtlichmachung“ des Ritterkreuzes wurde
Pfarrer-/ Trageser zum Verhängnis. Der Kreisleiter von Hünfeld erstattete Anzeige "wegen Zersetzung der Wehrkraft des deutschen Volkes". Am 08. August 1941 hielt die Gestapo Fulda Haussuchung im Pfarrhaus, es folgte ein Verhör auf dem Bürgermeisteramt und die Verhaftung Tragesers. Er kam zunächst ins Gefängnis Fulda. Anschließend, am 28. August 1941 kam er ins Arbeitshaus Beitenau bei Kassel, wo er zu schweren Arbeiten herangezogen wurde. Seine Zuckerkrankheit verschlimmerte sich, und Asthma kam hinzu. Die Haft nahm ihn nicht nur körperlich, sondern auch seelisch stark mit. Am 02. Dezember 1941 erhielt er seine Priesterkleidung zurück, so dass er auf seine Entlassung hoffen zu dürfen glaubte, er kam aber in das Gestapo-Gefängnis Frankfurt/M und wurde ins KZ Dachau deportiert, wo er am 05.12.1941 eintraf und die KZ-Nr. 28800 erhielt.

"Ein Unfall im Priesterblock sollte für ihn den Tod bedeuten. Er schlief in einem Etagenbett in der mittleren Etage. Trageser stürzte heraus, dabei zog er sich eine Schürfwunde zu. Er hatte Angst, ins Krankenrevier zu gehen. Die Wunde wurde mangelhaft behandelt. Er wollte die nächste Weihnachtsmesse halten. Der Schmerz der Wunde war so groß, dass zwei priesterliche Mithäftlinge ihm beim Gang zum Appellplatz helfen mussten. Blutvergiftung trat ein. Am 28.12.1941 brachte man ihn zur Ambulanz. Sein Zustand war für den völlig entkräfteten Mann bereits hoffnungslos. Nach wenigen Tagen starb er dort am 14. Januar 1942. Die letzte Ölung wurde ihm verweigert. Er wurde verbrannt, damit man die Todesursache nicht heraus finden konnte."

Ein Telegramm vom 16. Januar 1942 unterrichtete die Angehörigen von seinem Tod. Ein Schreiben des Lagerarztes gab als Todesursache Embolie und Lungenentzündung an. Am 19. März 1942 überbrachte der Bürgermeister von Altenmittlau den Verwandten die Urne; die Gestapo Hanau verbot jede Verkündigung und Feierlichkeit anlässlich der Beisetzung am 24.03.1942.


Die Gemeinde Petersberg ist im Besitz einer Ausstellung (13 Bild- und Texttafeln) die die Stationen seiner Verfolgung darstellt. Diese Ausstellung wurde zusammengetragen von Schülern eines Wahlpflichtkurses der Konrad-Adenauer-Schule unter Anleitung ihres Lehrers, Günter Sagan.


2010
Gedenkwoche in Marbach anlässlich
100 Jahre Priesterweihe von Pfarrer Konrad Trageser


Ausstellung, Vorträge, Besichtigungen, Buchneuerscheinung


Am 25.07.1910 wurde Konrad Trageser im Hohen Dom zu Fulda zum Priester geweiht. Ende Juli 2010 wurde eine Woche lang in Marbacher an Trageser erinnert, der sich als starker Glaubenszeuge gegen das Nazi-Regime stellte.

Eine Woche lang konnten die Besucher der St. Ägidius Kirche in Marbach eine Ausstellung sehen die an Tragesers Leben und seinen Leidensweg erinnerte. Zeitdokumente wie Fotos und Polizeiberichte, Messutensilien und Bücher waren Teil davon. Zusammengetragen wurden diese Ausstellungsstücke von Bürgern aus Altenmittlau sowie Bürgern aus Marbach.
Generalvikar Professor Dr. Gerhard Stanke hielt einen Vortrag im Pfarrheim Marbach über „Das christliche Menschenbild“
Der Marbacher Historiker und Buchautor Günter Sagan referiert über "Pfarrer Konrad Trageser - Die Geschichte eines aufrechten Menschen".
Interessierte konnten an organisierten Busfahrten zum Internierungslager der Gestapo nach Guxhagen-Breitenau sowie zum Geburtsortes von Pfarrer Trageser nach Altenmittlau teilnehmen.

Zu dieser Gedenkwoche wurde auch ein Buch des Marbacher Autors Günter Sagan vorgestellt, das unter dem Titel: „Pfarrer Konrad Trageser – Sein Leben und Leiden“ im Michael Imhof-Verlag, Petersberg, erschienen ist.



(ISBN 978-3-86568-625-1)

Dieses empfehlenswerte Zeitdokument setzt sich mit dem Schicksal des Marbacher Pfarrers und den politischen und gesellschaftlichen Zwängen in der Zeit des Dritten Reiches intensiv auseinander.


Quellen / Auszüge:
Gedenkstätte Breitenau
K.D.St.V. Adolphiana
Studentenhistoriker


Falls noch nicht geschehen, besuchen Sie ebenfalls:
www.Moarbich.de = Informationen über Marbach
www.Speeketze.de = Infos über die "Moarbicher Speeketze"
www.Haunesee.de = Informationen über den Haunestausee bei Marbach

Erstellt in 2008/2010


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